Die Taten der Stasi unvergessen machen – Auszubildende des CJD Ilmenau auf den Spuren der SED-Diktatur

05.05.2017 CJD Ilmenau « zur Übersicht

Überwachung, Umsiedlungsprozesse, Berufsverbote und Schüsse auf Mauerflüchtlinge. Das Portfolio an Ungerechtigkeiten des Ministeriums für Staatssicherheit (kurz „Stasi“) ist lang. Die Stasi fungierte als zentrales Unterdrückungs- und Überwachungsinstrument der SED-Partei in der DDR. Deren Methoden kratzten oft an der Grenze zur Menschenunwürdigkeit. Menschen im Fadenkreuz der Stasi, oft regimekritische Oppositionelle, wurden überwacht, eingeschüchtert, terrorisiert oder sogar gefoltert. Mit einem Tagungsangebot der Jugendbildungs- und Begegnungsstätte des CJD Schloss Oppurg will man für das Unrecht dieser Taten sensibilisieren und Einblicke geben, wie das Ministerium – als „Schild und Schwert der Partei“ – in das politische System der DDR eingebunden war. Unter dem Titel „Ich liebe doch alle Menschen – Ministerium für Staatssicherheit als politisches System der DDR“ fand vom 24. bis 26. April 2017 ein Tagungsangebot statt. 19 geschichtsinteressiere Auszubildende des CJD Ilmenau nahmen daran teil.

Zum Tagungsauftakt fuhren die Jugendlichen zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) in Gera. Dabei erhielten sie eine Einführung in die Aufgaben und Strukturen sowie Rechtsgrundlagen und Tätigkeitsbereiche der Behörde. Besonderes Interesse weckte der anschließende Einblick in das Archiv mit 43 Kilometer Schriftgut, Karteikarten und einer großen Anzahl von Bild- und Tondokumenten der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Zum Tagesabschluss wurde gemeinsam „Flucht in die Freiheit“ geschaut – eine Dokumentation über die Versuche von Tunnelgräbern, die Grenzen der innerdeutschen Mauer zu überwinden.

Am zweiten Tag besuchten die geschichtsinteressierten Jugendlichen den Stasi-Bunker in Machern bei Leipzig sowie das Archiv „Runde Ecke“ in Leipzig mit der zugehörigen Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“. Originale Linoleum-Fußböden, gelb-braune Tapeten, Scherengitter an den Türen und Fenstern, Kabelkanäle und alte Heizkörper machten Geschichte hier sicht- und greifbar.

Am letzten Tag ging es um den Austausch aus Gesehenem und Gelerntem. Es wurde nochmal über die Strukturen von DDR und Stasi diskutiert sowie über den demokratischen Nutzen der Vergangenheitsbewältigung für die Zukunft der BRD gesprochen. Zum Abschluss wurde der Film „Mit dem Wind nach Westen“ geschaut, in dem die wohl spektakulärste Flucht aus der DDR in einem Heißluftballon cineastisch aufbereitet wurde.

Das Angebot ist auf großes Interesse gestoßen und die Teilnehmer haben ein überwiegend positives Feedback zur Tagung gegeben. Am Ende ist der ein oder andere nachdenklich nach Hause gegangen, um sich das vergangene Unrecht noch einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.